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Die Kartoffel in Büchelberg vor dem 2. Weltkrieg bis kurz danach

Die Spezialisierung auf den Kartoffelanbau als neue Einkommensquelle folgte auf die Einstellung des Hopfenanbaus. Auf Anraten des damaligen Landwirtschaftsdirektors Otto Diez hatten bereits 1930 erste Betriebe angefangen, Saatkartoffeln anzubauen. Die für die Ernährung der Bevölkerung sehr wichtigen Kartoffeln wurden vor 1939 hauptsächlich von Büchelbach nach Gunzenhausen geliefert und dort eingelagert. Nach 1945 lieferte Büchelbach die Kartoffeln sogar bis nach Nürnberg, um dort den schlechten Versorgungsstand zu mildern. Die Kartoffel war besonders für die mittelfränkischen Sandgebiete eine wichtige Frucht.

Ab 1945 wurden in fast jedem Landwirtschaftsbetrieb Büchelbergs Saatkartoffeln angebaut. Die Zucht- und Mastschweinhaltung in Büchelberg konnte durch das Verfüttern von Abfällen des Saatguts ausgeweitet und gute Preise (um die 300 DM pro Schwein) erzielt werden. 1953 wurde die erste mittelfränkische Kartoffelscheune in Büchelberg errichtet.

Die Kartoffel in Büchelberg ab den 1960er Jahren

In den 1960er Jahren wurden die Kartoffeln in den städtischen Haushalten eingekellert. Ungefähr 1 dz (Doppelzentner; 100kg) pro Person wurde von den Bauern in die Keller getragen. Dabei wurden übergroße Kartoffeln als Nahrungsmittel und der Rest zur Verfütterung an Schweine verwendet.

Anfangs der 70er Jahre ging der Anbau von Saatkartoffeln zurück. Schuld an dem Rückgang waren schwankende Preise, weniger engagierte Arbeitskräfte in den Betrieben und die 1972 erbaute Kartoffelbrennerei in Laubenzedel. Im Jahre 1991 stellte der letzte Kartoffelbauer in Büchelberg den Saatkartoffelanbau ein. Saatkartoffeln sind in der Regel weniger zum Verzehr geeignet, da sie für das Aussähen gezüchtet wurden und deswegen deutlich schneller keimen als die Speisekartoffel. Diese aber ist im Dorf Büchelberg eine Hauptfrucht geblieben und wird dort immer noch zum Selbstvermarkten angebaut. Im Jahre 2007 gab es einen Ertrag von 300-350 Dezitonnen je Hektar.

Kartoffelmehl und Kloßteig

Seit den 1965er Jahren wurden Abfallkartoffeln in der in Unterwurmbach gebauten Trocknungsanlage zu Trockenmehl verarbeitet und die aufwendige Lagerung über den Winter konnte eingespart werden. Ein Teil des Kartoffelmehls wurde dann an Schweine verfüttert. Ab 1992 wurden Kartoffeln aus Büchelberg vom Betrieb Ortner auch an die Kloßteigfabrik Henglein in Wassermungenau geliefert.

Kartoffel sorgt für längere Pausen

Kinder der Volksschule wurden während der großen Pause von den Bauern öfters zu dem Betrieb, in dem die Knollen mit der Dämpfkolonne verarbeitet wurden, eingeladen, um dort Kartoffeln mit Butter und Salz zu essen. Für die deswegen oft länger andauernden Pausen hatten die Lehrer Verständnis.

Brennereien

37 Mitglieder gründeten 1972 die Brennereigenossenschaft Büchelberg. Aus 15.000 Doppelzentner Kartoffeln wurden ca. 180.000 Liter Branntwein mit einer Stärke von ca. 85% gebrannt. Die Schließung der Brennerei erfolgte im Jahre 2012. Bis dahin wurde die Brennerei vom Betrieb Ortner aus Büchelberg mit ca. 500-800 dz Kartoffeln beliefert. Ab 1973 wurde ein Teil der Kartoffelproduktion und Abfall von Kartoffeln an die Brennerei Laubenzedel geliefert.

Der Kartoffelschnaps hat ausgedient

Die Genossenschaftsbrennerei in Laubenzedel stellte nach 39 Jahren ihren Betrieb ein. Seitdem die EU-Kommission und auch das Europäische Parlament das Branntweinmonopol beseitigt hatten, war für die Kartoffelbrennereien der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich. Der „Kartoffelschnaps“ hatte ausgedient. (Quelle: Altmühlbote, 03. März 2012)

Maschineneinsatz im Betrieb

Legen der Kartoffel

  • Bis 1939: mit Hacke und Einwerfen der Kartoffel per Hand
  • 1939: Kauf eines Vielfachgerätes, Einwerfen weiter per Hand
  • 1962: Halbautomatische Legemaschine
  • 1980: Vollautomatische Legemaschine

Ernte

  • Bis 1951: Schleuderroder
  • 1951: Kartoffelvorratsroder
  • 1958: Samro-Vollernter
  • 1973: Einreihiger Vollernter
  • 1995: Zweireihiger Vollernter

Texte und Archivmaterial zur Verfügung gestellt von: Hermann Ortner, Stadtarchiv Gunzenhausen, Altmühlbote